Bilder, die zu Menschen sprechen

Göpfert

Bild oben: Pater Andreas Göpfert bei der Materialbesprechung mit Alain Zouzou in Abidjan.

Materialien für Konfliktbewältigung
Pater Andreas Göpfert aus Wertheim am Main lebt seit 2005 in Koudougou. Sein Arbeitsgebiet ist nicht nur die Friedensforschung, jetzt arbeitet er sehr viel in der Konfliktbewältigung und Prävention. Dabei ist er nicht der „Feuerwehrmann“, der Probleme löst, sondern er hilft den Menschen, Wege zu finden, ihre Konflikte selber zu lösen. Das geschieht besonders in Arbeitsgruppen. Wichtiges Hilfsmittel dabei sind Bilder.

Selbstentwickelte Lösungen
Vor einigen Jahren hatte Pater Andreas Göpfert im Rahmen von Abendkursen in einer Institution der Jesuiten in Abidjan, Elfenbeinküste, auch Kurse in Konfliktbewältigung angeboten. Auf seine Frage, was die Zuhörer von diesem Kurs erwarteten, erhielt er als erste Antwort: „Wir hoffen, dass uns die Europäer nicht aufdrücken wollen, wie wir unsere Konflikte lösen müssen.“ Die Antwort gab ihm zu denken. Oft ist es tatsächlich so, dass Europäer in ihrem Verhältnis zu Afrika und seinen Problemen immer schon meinen, sie wüssten die richtige Lösung und die Afrikaner bräuchten nur noch ihren Rezepten zu folgen. Pater Göpfert beschloss also, seinen Ansatzpunkt für die Vorträge und Kurse, die er gab, zu ändern. Zuhören was seine Kursteilnehmer sagen, wissen, wie sie ihre Probleme sehen, ist wichtig. Er hält seitdem also keine Vorträge, sondern ihm ist ein partizipatorischer Ansatz wichtig. Die Leute sollen mitmachen und selber einen Weg suchen und mit seiner Hilfe finden, also eine interaktive Pädagogik. Denn bei den Zuhörern gibt es schon ein Wissen, mit Zuhören und Offenheit anzusetzen.

Eine fruchtbare Zusammenarbeit
Heute arbeitet Pater Göpfert von Koudougou aus. Als er noch in der Elfenbeinküste eingesetzt war, hatte er gute Kontakte mit Verwandten der afrikanischen Weissen Väter, die aus Burkina Faso stammen. Viele von ihnen sind auf der Suche nach Arbeit in die Elfenbeinküste gekommen. Unter diesen Leuten traf er den Zeichner Theophile Bationo. Mit ihm hat sich eine fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt. Theophile Bationo macht seitdem alle Zeichnungen und Illustrationen für die Veröffentlichungen und die Kursarbeit von Pater Göpfert. Dafür erklärt jener dem Zeichner seine Ideen und erläutert, wie er sich die Illustrationen vorstellt. Gemeinsam wird überlegt, wie man Probleme bildlich darstellen kann. Dann zeichnet der Illustrator erst alles von Hand vor. Diese Zeichnungen scannt er in den Computer ein und bearbeitet sie anschließend mit dem Bildbearbeitungsprogramm Photoshop weiter. Die ersten Entwürfe werden miteinander besprochen. Manches wird noch geändert, damit das Endergebnis direkt verständlich ist.

Bilder aus dem richtigen Leben
Pater Göpfert benutzt die Zeichnungen in seinen Kursen. Bildliche Darstellungen sind oft die beste Erläuterung eines Problems. Die gemeinsam produzierten Zeichnungen erzählen stets eine Geschichte, die der Betrachter erkennen und leicht verstehen kann. Es handelt sich dabei um Fälle aus dem täglichen Leben und dem Zusammenleben der Menschen. Demnächst soll dazu ein Buch herausgebracht werden. Darin sind dann auch die Zeichnungen des Theophile Bationo zu finden. Schon heute benutzt Pater Göpfert die Zeichnungen nicht nur als Papierbilder für seine Kurse sondern auch in Powerpoint Präsentationen. Weil die Zeichnungen sehr klar und eindrucksvoll sind, sind sie ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in der Konfliktbewältigung geworden. An Hand des visuellen Materials können alle mitarbeiten. Manche Leute können nicht lesen und schreiben. Doch ein Bild verstehen sie, können seine Geschichte verfolgen und begreifen, wie einen Comicstreifen. Auch in Arbeitsgruppen sind Bilder sehr wichtige Hilfsmittel.

Rüstzeug zur Konfliktbewältigung
Pater Göpfert arbeitet selber viel pädagogisches Material aus. In einer kleinen Druckerei in Koudougou lässt er seine Dokumente drucken. Verschiedene Themen für zahlreiche Zielgruppen werden dabei behandelt. Das kann für eine Schule sein oder für Landwirte oder auch für Mitglieder in religiösen Orden. In drei verschiedenen einheimischen Sprachen wird publiziert: in Peul, der Sprache der Fulani, in Djoula, einer wichtigen Sprache Burkinas und in More, der Sprache der größten Ethnie in Burkina. Einige Dokumente sind besonders für die Landbevölkerung gedacht wegen der Konflikte zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern. Manche Konflikte entstehen auch durch die Verschiedenheit von Kultur und Tradition. Das kann gut gesehen werden in internationalen Missionsgesellschaften, wo junge Leute aus verschiedenen Ländern zusammenkommen. Aber auch innerhalb eines einzigen Landes findet sich viel Konfliktpotenzial, wo beispielsweise Menschen aus dem Osten auf Leute aus dem Westen herabsehen. hbs