Der einzige Weiße in der ganzen Truppe

Tillmann und Rektor

Bild oben: Der Rektor Father Paul Matolo und Pater Ferdinand Tillmann in Ggaba.

Mit dem Afrikamissionar Ferdinand Tillmann sprach P. Hans B. Schering

Pater Ferdinand Tillmann aus Finnentrop ist 1966 zum Priester geweiht worden. Er kam im gleichen Jahr nach Uganda, lernte die Sprache und arbeitete in der Seelsorge in der Diözese Mbarara. Bald wurde er gebeten ins Lehrfach zu gehen. Er lehrte an einer Jungenschule, im Katechistentrainingcenter und an einer Lehrerakademie. Dann bat ihn der Generalrat in Rom, Bibel zu studieren, man wollte ihn an Priesterseminaren einsetzen.

Pater Tillmann, wie ging es dann nach dem Bibelstudium weiter?

Nach drei Jahren Studium in Rom war meine erste Lehrstelle in Alokulum, Uganda. Danach kam ich nach Sambia. Vier Jahre lehrte ich in Kabwe Heilige Schrift und war dann zwölf Jahre im Seminar St. Dominics in Lusaka, wo ich nur „Neues Testament“ lehrte. 2003 kam ich auf eine Anfrage hin wieder nach Uganda. In Ggaba sollte ich jemand ersetzen. Seitdem bin ich Teil des Seminars. Geistliche Begleitung, Gruppenbegleitung und Vorlesungen in „Neues Testament“ sind mein Arbeitsgebiet. Wir haben 14 Professoren und ich bin der einzige Weiße in der ganzen Truppe.

Woher kommen die Theologiestudenten in Ggaba?

Sie kommen von zwei Philosophischen Schulen: Katigondo und Alokulum. Das ist nationale Ausbildung, nicht diözesan. Nach drei Jahren dort und einem Jahr pastoraler Erfahrung in Pfarreien ihrer Heimatdiözesen kommen sie zum Theologiestudium nach Ggaba oder nach Kinyamasika Fort Portal. Seit einem Jahr haben wir mehr Berufe. Wir haben 180 Studenten und so etwa 35 Priesterweihen im Jahr.

Was sind das für junge Männer, die heute Priester werden wollen?

Die jungen Männer, die wir haben, sind aufrichtig. Sie wollen Priester werden, den Zölibat halten und sich einsetzen für den Glauben und das christliche Leben ihrer Leute. Die Wirklichkeit überholt sie dann oft. Als Ausländer werden wir mit der Wirklichkeit besser fertig, wir erhalten Unterstützung aus unserer Familie, aus unserer Heimat. Das kann deren Familie nicht. Wenn es also zum täglichen Brot kommt, dann haben die nicht so die Sicherheit wie wir. Auch Transport wie Auto oder Motorrad, um zu den Außenstationen zu fahren, ist nicht automatisch, wie das für mich war. Sie können die Dinge nur schwer erlangen und unterhalten. Armut und Mittel sind also ein Thema. In der Tat Thema Nummer eins, nicht der Zölibat. Keine Hilfsmittel zu haben, um seine Aufgaben zu erfüllen, das ist das Schwerste. Der Zölibat ist eine Herausforderung, wird aber im Allgemeinen gut gehalten. Die Kirche Ugandas kann stolz sein, dass die große Mehrzahl der Priester eine echte Überzeugung hat und auch ein entsprechendes Leben.

Aus welcher Bevölkerungsschicht kommen die Studenten?

Die Mehrzahl kommt aus einfachen ländlichen Verhältnissen. Wir haben einige wenige, deren Familien sich wirtschaftlich sehr gut stehen. Das ist aber eine Minderheit von 10 – 20 Prozent. Deren Ausbildung ist meist das Kleine Seminar in ihren Diözesen. Heute kommen auch bis zu 40 Prozent von anderen Schulen, von öffentlichen Gymnasien. Von Haus aus sind das meist Kinder aus einfachen Verhältnissen.

Bild unten: Studenten des Seminars sind ernsthaft bei der Sache.

Seminaristen

Ist die Ausbildung kostenlos?

An unserem Seminar wird ein Schulgeld verlangt – auch auf Verlangen der Bischöfe – von ungefähr 500 Dollar im Jahr. Da müssen die meisten ganz ordentlich dran knabbern, um das bezahlen zu können. Dieser Kostenbeitrag wird aufgetrieben von der Familie, von der Pfarrei, vielleicht vom Bischof und von Wohltätern. Ohne lokalen Beitrag würde man ein Seminar mit 180 Studenten nicht halten können.

Davon kann ein Seminar aber nicht leben. Wer finanziert also das Seminar?

Wir bekommen ein Grant von Rom, von der Kongregation für die Evangelisation. Das ist etwa 5000 Dollar pro Seminarist im Jahr.

Wie akademisch ist die Ausbildung?

Die Ausbildung im Seminar ist verbunden mit einem Masters-Abschluss von Makerere und einem Bachelor Abschluss der Urbana Universität in Rom, die sich um Evangelisation und Mission kümmert. 25 bis 30 werden in einer Klasse den Masters-Abschluss machen, alle müssen den Urbana Bachelor machen. Nicht jeder will den Master-Abschluss machen, es ist sehr teuer und schwer. Man muss sich dafür qualifizieren.

Für die Weissen Väter war es immer wichtig, einheimische Kirche aufzubauen und Priester auszubilden. Wird das noch so gehandhabt und werden weiter Leute in den Lehrbetrieb geschickt?

Wir Weissen Väter im Sektor Uganda, schicken nur jemand in ein Seminar auf Anfrage der Bischöfe. Sonst würde ich dorthin nicht ernannt und auch nicht gerne hingehen. Ich bekomme immer nur einen Vertrag für ein Jahr und am Ende des Jahres muss der Antrag dann erneuert werden.

Die Weissen Väter sind also nicht mehr in der Priesterausbildung so direkt beteiligt wie früher?

Das war eine Pionierarbeit, die haben wir über Jahre sehr intensiv betrieben, haben ja diese Seminare gebaut und manchmal ein halbes Dutzend unserer Leute als Professoren in jedem Seminar gehabt. Diese Zeit ist vorbei. In einigen Jahren werden mich die Bischöfe mit einem eigenen Mann ersetzen können.

Wenn der „eigene Mann“ da ist, wird sich die Theologie dann ändern, wird sie „afrikanischer“ werden? Tut sich da schon etwas?

Die Sache mit der Afrikanischen Theologie, da sind die afrikanischen Theologen die letzten, die das wirklich wünschen, pflegen und anstreben. Sie sind eher konservativ. Als Orientierung hätten sie das gerne, eine Theologie, die angepasst ist an das Leben und die Hoffnungen ihrer eigenen Leute. Aber mit dem Ausarbeiten einer solchen Theologie hapert es noch. Der Wunsch ist da, die Theologie soll angepasst sein an das Leben der Leute. Aber wer passt die Sakramente an das Leben der Leute an, an die Traditionen, von denen es ja so viele in einem Land gibt? Für mich wäre das ein ganz wichtiges Thema.

Wie könnte das aussehen?

In der Theologie, der Pastoral, für die Pfarreien und die Gläubigen müsste man in den verschiedenen Stammesgebieten Geistliche interessieren, die seit Jahren in der Pastoral sind, die dann mit den Professoren von Theologie, Pastoraltheologie und Moral zusammenarbeiten. Ich denke da besonders an die Feier der Sakramente wie beispielsweise die Priesterweihe: liturgisch und kulturell.

Pater Tillmann,vielen Dank.

Diakone und Tillmann