Pater Stanley Lubungo Geboren in Ndola, Sambia, am 16. Juni 1967 kam Stanley Lubungo 1988 zu den Weissen Vätern, studierte Philosophie in Tansania und machte das Noviziat in Freiburg, Schweiz. Nach zwei Jahren Arbeit in der Mission in Laybo, Demokratische Republik Kongo, ging er zum Theologiestudium nach Toulouse. Am 2. August 1997 wurde er in Sambia zum Priester geweiht und arbeitete dann fünf Jahre in der Diözese Bunia, Kongo, in der ländlichen Pfarrei Badia. 2002 wurde er für weitere Studien an der Gregoriana nach Rom berufen, es folgten Studien in Irland. Im Ausbildungshaus in Abidjan, Elfenbeinküste, war er 2005 bis 2012 als Professor tätig. Dann bat ihn der Generalrat, in Paris seinen Doktor zu machen. Seit 2015 war er Provinzial im Südlichen Afrika. Von dort kam er zum Kapitel nach Rom.
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Interview mit dem Generaloberen Pater Stan Lubungo

Die Vision der Zukunft
In den vier Wochen nach Pfingsten fand in Rom das Generalkapitel der Afrikamissionare statt. Die Versammlung beriet über die aktuelle Situation der Missionsgesellschaft und stellte die Weichen für die zukünftige Arbeit in der Mission. Die Umsetzung der Beschlüsse wird eine besondere Aufgabe für den neuen Generaloberen Stanley Lubungo sein, der im Interview über seine Eindrücke spricht:
In dem kurzen Statement nach der Wahl sprichst Du von einem „Geist des Vertrauens“. Was gibt Dir Zuversicht für die Zukunft?
Ich hatte nie damit gerechnet, Generaloberer zu werden. Sowas war in meiner Vorstellung für andere Leute. Ich war noch nicht einmal ein Jahr Provinzial gewesen. So hatte ich nicht die Erfahrung und habe sie immer noch nicht. Die Mitbrüder müssen mir da vertraut haben, also darauf kann ich aufbauen und als Missionare können wir zu allererst nur auf Gott vertrauen, der uns beruft und sendet. Das sind für mich die beiden Aspekte, die ich mit dem Wort Vertrauen in dem Fall meinte.
Welche Aussagen und Entscheidungen des Kapitels haben dich am meisten gefreut und ermutigt?
Es war das erste Kapitel, an dem ich teilgenommen habe und es war für mich zu allererst eine Feier unserer gemeinsamen Brüderlichkeit als Afrikamissionare. Das Kapitel hat ganz stark unser missionarisches Charisma betont. Wir werden auch in Zukunft eine Missionsgesellschaft sein, deren Sendung die Erst-Evangelisierung, aber auch die Begegnung mit anderen Religionen ist. Das ist für mich auch eine Bestätigung dessen, was ich bisher gelebt habe. Neu war für mich die Diskussion, wie wir auf die Anfragen der universellen Kirche für missionarischen Einsatz über Afrika hinaus antworten sollen.
Wird das eine Herausforderung für unsere Missionsgesellschaft in den kommenden Jahren sein?
Ja, das glaube ich und da müssen wir Prioritäten setzen. Wir sehen, dass die Anzahl unserer Mitglieder geringer geworden ist, auch wenn wir jetzt eine ganz Reihe von Studenten haben. Wir spürten, dass wir unser Charisma als Missionsgesellschaft leben müssen. Aus Europa haben Bischöfe uns angefordert. Bei der Antwort müssen wir uns über unsere Prioritäten klar sein. Wenn wir darauf eingehen, werden wir Dinge in Afrika aufgeben müssen, die vielleicht nicht so in der Linie unseres Charismas sind. Das wird mit den Mitbrüdern nicht so leicht auszuhandeln sein.
Du hast eine weite, internationale Erfahrung. Wie wird das deine Arbeit als Generaloberer beeinflussen? Du hast in Pfarreien und im akademischen Feld gearbeitet. Wird das Deine Vision einer Zukunft beeinflussen?
Die Internationalität ist für mich immer eine Bereicherung gewesen. Das spiegelt sich ja auch in der Zusammensetzung des Generalrates. Durch meine diversen internationalen Studienaufenthalten, Arbeit in Pfarreien und in der Ausbildung bin ich so doch immer mit den Fragen der universellen Kirche in Kontakt gewesen.
In Paris hast Du mitgeholfen in der missionarischen Bewusstseinsbildung. Du kennst die Situation in Europa, immer weniger Menschen machen mit. Was können wir als Afrikamissionare hier tun?
Das ist keine leichte Sache. Es gibt eine Anzahl junger Leute, die eine Zeit der Erfahrung in Afrika machen wollen. Sie sind interessiert, wollen aber nicht Priester oder Bruder werden. Sie wollen die afrikanische Welt entdecken, sie sind bereit zu helfen. Sie wollen das nicht als humanitären Einsatz sehen, sondern tun das aus ihrem Glauben heraus. Es ist eine Herausforderung für unsere Gemeinschaften in Afrika, ihre Türen zu öffnen, um solche jungen Leute aufzunehmen, die sehen wollen, was wir in Afrika tun. Vielleicht bringt das ja etwas, das ihnen hilft, unser missionarisches Charisma zu teilen. Sie werden vielleicht nicht Missionare werden in der Art und Weise wie wir das sind. Aber sie können auf verschiedene Art und Weise an unserem Werk mitmachen. Beim Kapitel kamen wir wieder zurück zu Vorschlägen, die auch auf früheren Kapiteln vorgebracht worden waren: Offen sein für assoziierte Mitglieder oder ähnliche Ideen. Das gibt die Möglichkeit, dass auch weiterhin Leute in Europa an unserer Mission partizipieren.
Die Welt verändert sich radikal, auch das Denken. Wie beeinflusst das unsere Zukunft? War die Einheit zwischen den verschiedenen Kulturen und Altersgruppen beim Kapitel vorhanden?
Wir nannten das unseren Familiengeist. Das ist und bleibt immer eine Herausforderung. Aber wir müssen jeden, der Mitglied der Afrikamissionare werden will, klar machen, dass wir eine interkulturelle Gesellschaft sind und das jeder bereit sein muss, hinauszugehen. Das bedeutet auch, dass wir unsere älteren Mitbrüder in Europa nicht ihre Berufung in einer isolierten Art leben lassen, sondern wir sollten uns bemühen, auch Mitbrüder in die Gemeinschaften in Europa zu senden. Wir sollten auch in Europa leben, was wir schon in Afrika leben. Die afrikanischen Provinzen wollen ältere Mitbrüder nicht nach Europa zurückschicken, wenn sie noch gut in den Gemeinschaften bleiben können. Denn sie leisten ihren speziellen Beitrag zu den Gemeinschaften. Die älteren Mitbrüder sind wie die Wurzeln der Missionsgesellschaft. Wenn wir wirklich als Missionsgesellschaft weitermachen wollen, dann brauchen wir ihre Unterstützung so wie sie uns brauchen, damit die Missionsgesellschaft weiterlebt. Wie wir das leben ist ja in sich schon ein Zeugnis.
Die Kirche in Afrika hat sich in den vergangenen 50 Jahren enorm entwickelt, ist sie auch wirklich missionarisch? Tragen Missionare, dazu bei, über Grenzen und Begrenzungen hinaus zu sehen?
Als Afrikamissionare wollen wir natürlich diese Offenheit ganz bewusst fördern und unterstützen. Die Anzahl der Berufungen in Afrika steigt. Wir haben in gewissem Sinn nun die Pflicht unseren jungen Leuten zu sagen, dass wir selbstverständlich für Afrika da sind, aber auch als Missionare bereit sein müssen, hinzugehen, wo dieses Charisma besonders benötigt wird. Das müssen wir von unserer Ausbildung her schon mitgeben. Die Anzahl der jungen Leute, die Missionare werden wollen, zeigt, dass die Kirche Afrikas die Herausforderung missionarisch zu sein annimmt. Unsere Missionsgesellschaft ist in der Hinsicht vielleicht ein Geschenk für die afrikanische Kirche, dass sie diesen Auftrag leisten kann.
_____ Fragen und Übersetzung: hbs
Foto oben: Ein Blick in den Kapitelssaal beim Generalkapitel 2016.
Copyright: Afrikamissionare, Rom