Unsere Verstorbenen 2023

P. Heinz Ehrhardt verstorben
1936 – 2023

P. Heinz Erhardt gehörte zu den deutschen Afrikamissionaren aus
dem Ruhrgebiet, einem Industrieraum, wo die Schwer- und die Kohleindustrie die Gesellschaft prägte.
Er wurde am 25. Januar 1936 in Bochum, am nördlichen Rande des
Ruhrgebietes, geboren. Sein Vater Heinrich war Postbeamter und seine Mutter Luise, geb. Fietze, sorgte sich um die Familie mit ihren zwei Söhnen und einer Tochter. Die Familie lebte in und mit der katholischen Gemeinde.

Heinz wurde im Herbst 1942 eingeschult. Die Einschulung
fiel zusammen mit dem Beginn der Bombardierung des
Ruhrgebietes durch die Alliierten. Er verbrachte so mehr Stunden in Grubenstollen als im Klassenzimmer. Seine Eltern brachten ihn dann 1944 zu Verwandten nach Mitteldeutschland. Im Sommer 1945 kam er zurück nach Bochum und ab Herbst 1945 nahm er wieder an einem regelmäßigen Schulunterricht teil.

Auf Vermittlung des Kaplans, besuchte er von Ostern 1950 an das Gymnasium der Weißen Väter in Rietberg. 1953 wechselte er auf das Gymnasium in Großkrotzenburg und machte dort 1958 das Abitur.
Das Leben mit den Afrikamissionaren in Rietberg und Großkrotzenburg bestärkte seinen Wunsch, Afrikamissionar zu werden. Er meldete sich in Trier an und studierte Philosophie
von März 1958 bis Juli 1959. Es folgte das Noviziat in Hörstel und im Juli 1960 begann er das Theologiestudium in Heverlee in Belgien, wo er am 28. Juni 1963 den Missionseid ablegte. Am 4. Juli 1964 wurde er in Großkrotzenburg zum Priester geweiht.

Seine erste Ernennung war nach Rwanda und begann am 1. Oktober 1964 sein Sprachstudium in Kigali. Es folgten fünf Jahre pastorale Arbeit in den Pfarreien Rushaki und Muyanza, wo er zwei Jahre als Kaplan arbeitete und 1970 Superior der Gemeinschaft wurde. 1973 wurde er in die Diözese Kabgayi ernannt und arbeitete in der Pfarrei Kanyanza. Ein Jahr später wechselte er in die Pfarrei Nyagahanga in der Diözese Ruhengeri. Nach weiteren zwei Jahren arbeitete
er in der Pfarrei Rwaza. Alle Pfarreien, die er kennengelernt hatte, sind Großpfarreien, die in Basisgruppen unterteilt waren, die von Laien geleitet wurden. Der Priester besuchte diese Gemeinschaften in regelmäßigen Abständen, um mit ihnen die Eucharistie zu feiern, sowie die Sakramente der Taufe oder der Ehe zu spenden.

Neben der pastoralen Tätigkeit begann Heinz in Rwaza, eine neue Arbeit als Verleger. Er baute eine Offsetdruckerei auf, um den
Christen liturgische Texte und christliche Literatur in der Landessprache anbieten zu können.

Es waren entweder seine eigenen Entwürfe oder Übersetzungen. Das war eine wichtige Initiative, denn die Kirche legte mehr und mehr einen Schwerpunkt auf die Bildung der Laien.
Sie hatten die Verantwortung für die Gestaltung des christlichen Lebens in den Basisgemeinschaften. Heinz wurde bei der Arbeit in der Offsetdruckerei von fünf Mitarbeitern unterstützt.

Die Jahre in Rwaza unterbrach Heinz 1977, um in Jerusalem an den großen Exerzitien teilzunehmen.

Im Jahr 1992 musste sich Heinz wieder neu orientieren. Er wurde in den Kongo ernannt und sollte die Kivu-Presse St. Paul in Bukavu übernehmen. Diese Druckerei war ein Großunternehmen und wurde von sieben Diözesen getragen. In den ersten Monaten pendelte
Heinz noch zwischen Rwaza und Bukavu. In Rwaza organisierte er die Übergabe der Pfarrei und in Bukavu wurde er in die Verwaltung der Kivu-Presse eingewiesen. Zudem stellte er fest, dass das Material, das notwendig war, um eine Druckerei am Laufen zu halten, im
Kongo nur auf dem Schwarzmarkt zu finden war, während es in Rwanda, trotz des Krieges, im Handel erhältlich war. Das Pendeln zwischen den zwei Arbeitsbereichen erleichterte die Materialbeschaffung.

1996 kam es in der Kivu-Region zu politischen Unruhen und Heinz musste sich im Oktober für sechs Monate zurückziehen, zuerst nach Uganda, dann nach Deutschland. Während seiner Abwesenheit wurde die Kivu-Presse geschlossen, aber sie überstand die politischen Unruhen und Heinz kehrte im April 1997 zurück und konnte wieder mit der Arbeit beginnen.

Die 36 Jahre in Rwanda und im Kongo hatten Spuren hinterlassen und Heinz kehrte 2000 nach Deutschland zurück. Aber für ein Seniorenleben fühlte Heinz sich noch nicht berufen und er engagierte sich wieder in der Pastoral. Seine Heimatdiözese Essen nahm ihn in ihren Dienst und er wurde vicarius cooperator in den Pfarreien St. Albertus Magnus und Hl. Geist in Essen. Gleichzeitig war er Seelsorger für die französischsprachigen afrikanischen Katholiken im Bistum. Er übte diesen Dienst bis er 75 Jahre alt wurde aus. Nach den Regeln der Diözese wechseln Priester mit 75 Jahren in den Ruhestand. Heinz blieb noch einige Jahre in der Pfarrei wohnen. Doch die Kräfte ließen nach und Heinz kam 2016 in die Gemeinschaft
in Köln. Als der Beschluss gefasst wurde, das Haus zu schließen, zog Heinz es vor, sich der Gemeinschaft im Seniorenhaus in Trier anzuschließen. Dort verstarb er am 29. März 2023.

P. Hans Vöcking

Pater Karl Stärk verstorben

Am 09.März 2023 verstarb in Hechingen P. Karl Stärk,
der lange Missionar in Ruanda, Burundi und in Europa war.

P. Stärk wurde am 6. Okt. 1932 in der oberschwäbischen Kur- und
Bäderstadt Saulgau als zweitältester der sechs Söhne und einer
Tochter des Ehepaares Dominikus und seiner Frau Maria, geb.
Rundel, geboren.

Sein Vater war von Beruf Maschinenarbeiter. Er wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Soldat, kam in Kriegsgefangenschaft und wurde aus ihr erst mehrere Jahre nach Kriegsende entlassen.
Karl musste während der Schulferien Geld verdienen, um die Mutter zu unterstützen, sowie später, um das Schulgeld aufzubringen.
Karl wurde 1939 in die Volksschule in Saulgau eingeschult. 1943 wechselte er auf das Gymnasium in seiner Heimatstadt.

Ab April 1949 war er Schüler des Progymnasiums der Weißen Väter in Zaitzkofen und ab April 1951 des Gymnasiums in Großkrotzenburg, wo er im März 1955 das Abitur bestand.
Schon früh hatte sich Karl für die Mission entschieden, so
dass er 1955 um Aufnahme in das Ausbildungshaus der Weißen Väter in Trier bat. Im
September begann er sein Noviziat in Alexandria, USA, und machte seine theologischen Studien in Eastview, Ottawa, Kanada.
Dort legte er auch am 25. Januar 1961 seinen Missionseid ab und wurde dort am 18. Juni 1961 zum Priester geweiht.

Seine erste Ernennung war nach Ruanda und er belegte von März bis August 1962 den Sprachkurs in Save. Anschließend arbeitete er bis 1968 in der Diözese Kabgayi in den Pfarreien Nyarubuye und Zaza.

In den jeweiligen Gemeinschaften war Karl als Ökonom tätig,
eine Tätigkeit, die seinen Fähigkeiten entsprach. Schon während des Gymnasiums in Großkrotzenburg war er als „Arbeitsminister“ tätig und seine Lehrer bescheinigten ihm ein besondere organisatorische Talent.
Die Mitarbeit in der pastoralen Arbeit war für ihn eher eine Herausforderung. Karl war lieber ein stiller Begleiter als ein inspirierender Animator.

Im Januar 1969 unterbrach er sein aktives Leben in Ruanda.
Die deutsche Provinz brauchte Mitbrüder, die sich in der missionarischen Bewusstseinsbildung engagierten.
Er gehörte zur
Gemeinschaft in Haigerloch und war in seinen heimatlichen Gefilden in der Propaganda, wie es damals hieß, tätig. Er predigte in den Pfarreien und erzählte in den Schulen im Religionsunterricht von seiner Arbeit in Afrika.
Im November 1971 kam Karl wieder nach Ruanda und arbeitete in der Diözese Nyundo für zwei Jahre in den Pfarreien in Gisenyi und Kibungo.
Aus gesundheitlichen Gründen rieten ihm die Ärzte 1973, sich in Deutschland behandeln zu lassen. Die Behandlungen stellten sich
als schwierig heraus und Karl blieb bis 1978. Um den Aufenthalt zu nutzen, wurde er Vikar in den Pfarreien Rechberghausen und Zwiefalten im Schwabenland. Anschließend war er jeweils zwei Jahre in der Gemeinschaft in Dillingen sowie in Walpersdorf in Österreich.

An beiden Orten war Karl in die missionarische Bewusstseinsbildung eingebunden.
Karl wurde 1979 erneut nach Afrika ernannt, jedoch nicht mehr nach Ruanda, sondern nach Burundi in die Diözese Ruyigi, in die Pfarrei Gisuru. Nach nur zwei Jahren musste er gesundheitsbedingt wieder nach Deutschland zurück und wohnte während der Behandlung in
der Gemeinschaft in Hörstel.
Im Oktober 1986 kam er nach Burundi zurück und arbeitete in
der Pfarrei Muremera. Er hatte keine Zeit, sich einzurichten, denn im März 1987 wurde er vom Prefekten der Region ohne jede Angabe von Gründen ausgewiesen.

Karl kam nach Deutschland zurück, übernahm im Juni 1987 das Ökonomat in Haigerloch und wechselte im Septembr 1993 nach Linz. Die Weißen Väter waren dort bekannt und er hatte viele Gelegenheiten, Aushilfen in den Pfarreien der umliegenden Dörfer zu machen.
1994 orientierte sich Karl ganz neu. Aus Rom kam die Anfrage, ob er im Fotoarchiv im Generalat mitarbeiten möchte. Karl stimmte zu und in den nächsten zehn Jahren sortierte und ordnete er Fotos und Diapositive und recherchierte den Ursprung von Fotos ohne genaue
Angaben - eine Tätigkeit, in der er sich wiederfand.

Im Jahr 2005 beendete Karl diese Arbeit im Generalat und kehrte endgültig in die Heimat zurück. Er wurde in die Seniorengemeinschaft in Haigerloch aufgenommen und zog mit ihr Anfang 2018 in das Seniorenhaus in Hechingen. Trotz aller gesundheitlichen Schwierigkeiten konnte Karl mit Genugtuung auf sein langes missionarisches Leben zurückblicken.

Seine Kräfte schwanden in den letzten Monaten und am 09. März 2023 entschlief Karl friedlich im Beisein seiner Mitbrüder.
Möge er seinen Frieden finden bei Gott.

P. Hans Vöcking